H2 in der Wärme­ver­sor­gung – Regional­work­shop in Apolda

Am 29. Juni 2022 organisierte das WIR!-Bündnis h2-well einen weiteren Workshop zum Thema: „Potentiale von Wasserstofftechnologien in der Wärmeversorgung“. Nach spannenden Vorträgen der Bauhaus-Universität Weimar und der Kyros Hydrogen Solutions GmbH diskutierten die rund 25 Teilnehmenden aus Apoldaer Unternehmen und Institutionen, was man konkret in Apolda tun kann, um den Einsatz von Wasserstofftechnologien voranzubringen.

In ihren Grußworten betonten Rüdiger Eisenbrand (Bürgermeister der Stadt Apolda) und Sandra Proft (Geschäftsführerin der Energieversorgung Apolda GmbH) die Notwendigkeit des Einsatzes von erneuerbaren Energien und den Ersatz von fossilen Energieträgern in der Energieversorgung. Beide sehen durch den Einsatz von aus erneuerbaren Energien hergestelltem grünen Wasserstoff in der Gas- und Elektrizitätsversorgung der Stadt sowie dessen Verwendung im öffentlichen Personennahverkehr zukünftig gute Möglichkeiten für die Senkung von Treibhausgasemissionen.

Saskia Wagner von der Bauhaus-Universität Weimar stellte den Teilnehmenden des Workshops das WIR!-Bündnis h2-well und das Pilotprojekt h2well-compact vor. Im gesamten Bündnis h2-well sind um die siebzig Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kommunen organisiert, um zum Aufbau einer dezentralen Wasserstoffwirtschaft und damit zur erfolgreichen Struktur- und Energiewende beizutragen. Dieser Ansatz ist auch Ziel des Pilotprojekts h2well-compact, in dem ab 2023 an einer Kleinwasserkraftanlage in Apolda ein dezentrales Wasserstofferzeugungssystem mit einer lokalen Wasserstoffversorgungsinfrastruktur etabliert werden soll. Die vorbereitenden Arbeiten hierfür laufen bereits auf Hochtouren.

Anschließend erläuterte Prof. Jentsch von der Bauhaus-Universität Weimar, Verbundkoordinator des h2-well Bündnisses, wie eine nachhaltige Wärmeversorgung mit Wasserstoff gelingen kann. Betrachtet wurden dabei zunächst die Hintergründe, die zu einem zunehmenden Handlungsdruck vor allem bei der leitungsgebundenen Wärmeversorgung mit Erdgas und Fernwärme führen. Eine mögliche Lösung für diese Herausforderung stellt der Einsatz von Wasserstofftechnologien dar. Im Vortrag wurde daher anhand von marktverfügbaren Systemen und Pilotprojekten dargestellt, wie Wasserstoff in der Wärmeversorgung von Gebäuden und Quartieren zukünftig für Einzelanlagen und Blockheizkraftwerke (BHKW) zur Anwendung kommen kann.

Über den aktuellen Stand des h2-well Pilotprojekts PEM4Heat, in welchem die Wärmeversorgung des Sonneberger Rathauses mit einem neuartigen Wasserstoff-BHKW angestrebt wird, informierte Herr Schulz von der Kyros Hydrogen Solutions GmbH aus Föritztal im Landkreis Sonneberg. Erprobt werden soll hier die Kombination aus Elektrolyse und BHKW im Maßstab eines öffentlichen Gebäudes. Auch hier befinden sich die Kernkomponenten des Systems in der Vorbereitung für eine Umsetzung ab 2023.

In der anschließenden Diskussion ging es um die Versorgung von Einzelgebäuden in Apolda mit Wärme aus Wasserstoff sowie um Quartierslösungen aber auch um Leitungsinfrastrukturen für Wasserstoff und den allgemeinen Ausbau der erneuerbaren Energien. Momentan ist der Anteil an erneuerbaren Energien in Apolda nämlich eher überschaubar und beschränkt sich vornehmlich auf individuelle Photovoltaikanlagen auf Gebäuden und PV-Freiflächenanlagen im Gewerbegebiet. Große Windparks befinden sich jedoch bei Eckolstädt in der Nähe von Apolda. All dies ist ein Anfang, aber in Apolda gibt es durchaus noch mehr Potential für den Einsatz von erneuerbaren Energien und zukünftig auch für Wasserstofftechnologien, darüber waren sich die Teilnehmenden des Workshops sicher.

Die Knappheit und der hohe Preis von Erdgas waren ebenfalls ein wichtiges Thema der Diskussion. Eine Herausforderung bei der Umstellung auf alternative Technologien stellt hierbei jedoch die häufig noch fehlende Planungssicherheit dar, so dass die benötigten Umrüstungen und Investitionen oftmals noch ausbleiben.

Diese Unsicherheiten zu überwinden, ist neben der technischen Herausforderung auch eine politische Frage. Dass sich jedoch in der Versorgung der Verbraucher mit Gebäude- und Prozesswärme in Apolda und darüber hinaus in den nächsten Jahren viel ändern muss, darüber waren sich alle Beteiligten im Klaren.

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