Interviewserie mit Bündnispartnern - Bernd Hubner

H2-Well Interviewserie mit Bündnispartnern

Vier Fragen an Bernd Hubner, Leiter der Wasserwerke Sonneberg und Vorsitzender des HySON-Förderverein Institut für Angewandte Wasserstoffforschung Sonneberg e. V.

Herr Hubner, Sie stehen dem HySON-Förderverein Institut für Angewandte Wasserstoffforschung Sonneberg e. V. vor, der Teil des H2-Well Konsortiums ist. Können Sie uns erläutern, welche Ziele der Verein verfolgt und wie der Verein die Aktivitäten in H2-Well unterstützt?

Der Impuls für die Gründung des Vereins gab das HYPOS-Projekt LocalHy, an dem die Wasserwerke Sonneberg und weitere Akteure aus der Region beteiligt waren. Am Ende des Projekts stand die Erkenntnis, dass es noch viel Arbeit bedarf bis die auf den Weg gebrachten Wasserstoffinnovationen tatsächlich Anwendung in der Gesellschaft finden. Die Brücke zur Anwendung zu schließen, das war und ist das Ansinnen der Akteure, die sich im Sonneberger HySON e.V. zusammengeschlossen haben. Wir wollen anwendungsnahe Forschung sowie Aus- und Fortbildung auf dem Gebiet der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie voranbringen. Künftig geschieht das auch unter dem Dach einer gemeinnützigen GmbH, während der Verein als Träger weiterhin das Ziel verfolgt, die ökologische und soziale Bedeutung der H2-Wirtschaft für die Gesellschaft aufzuzeigen, Akteure sowie deren Know-How zusammenzubringen und zu vernetzen. Zwischen den Zielen des HySONs und dem Vorhaben Innovationsmanagement in H2-Well, das unser Verein leitet, besteht daher ein hoher Deckungsgrad. Im Rahmen des Innovationsmanagements übernehmen wir Teile der Öffentlichkeitsarbeit, begleiten die Innovationsentwicklung in den einzelnen H2-Well Demonstrationsprojekten und unterstützen die Bündnispartner bei diesem Prozess, z.B. durch Innovationscoachings. Ein hohes Maß an Innovationskultur im Bündnis zu etablieren, das ist das Ziel des Innovationsmanagements in H2-Well.

Aus Sicht des Innovationsmanagements, wo sehen Sie besonderen Innovationsbedarf in der H2-Well Bündnisregion, die Thüringen, Teile Sachsens, Sachsen-Anhalts und die Region Oberfranken umfasst? Inwiefern kann die Wasserstoffwirtschaft neue Impulse für die Region setzen?

Der übergeordnete Gedanke des WIR!-Programms durch das H2-Well gefördert wird, ist es, wie der Name bereits sagt „Wandel durch Innovation“ zu gestalten. Diesen Prozess nach außen, der Gesellschaft, zu vermitteln und den Beitrag den H2-Innovationen hierbei leisten können aufzuzeigen, das sehe ich als unsere Aufgabe und Herausforderung in H2-Well. Um die großen Umwälzungen unserer Zeit zu meistern und den Wandel tatsächlich zu vollziehen, müssen die Menschen in der Region mitgenommen werden. Der Impuls der von der Wasserstoffwirtschaft ausgehen kann ist, dass wir angesichts der klimaökologischen sowie strukturellen Probleme nicht verzagen müssen, sondern mit den innovativen Ansätzen in der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie nachhaltige und ganzheitliche Lösungen schaffen können.

Was bietet das Innovationsmanagement Unternehmen in der Region an?

Erstens schaffen wir durch unsere Öffentlichkeitsarbeit, durch die Durchführung von Vernetzungsveranstaltungen und die Herausbildung eines H2-Well Markengedankens mit klarem Corporate Design einen Identifikationspunkt für Unternehmen, die sich die Wasserstoffwirtschaft auf die Fahne geschrieben haben und sich aktiv am Aufbau einer H2-Wertschöpfungskette in der Region beteiligen wollen. Zweitens helfen wir Partner Hürden beim Innovationsprozess zu überwinden. Viele Unternehmen wollen innovativ tätig sein, jedoch bei der Entwicklung eines neuen Produkts oder Verfahrens läuft nicht immer alles glatt, technologische Schnittstellen und Zulieferer- und Vertriebsketten sind zum Beispiel selten von Anfang an klar definiert. Wir können Partnern bei Problemen schnell Abhilfe schaffen, indem wir Expertise und Know-How aus dem H2-Well Netzwerk vermitteln. Zu guter Letzt stehen wir bereit, wenn es am Ende der H2-Well Demonstrationsprojekte bei den Bündnispartnern darum geht, die Ergebnisse in tatsächliche Produktanwendungen zu überführen und zu vermarkten. Hier beraten wir zur patentrechtlichen Sicherung von Innovationen und führen für die Partner Patentrecherchen durch.

Welchen Stellenwert nimmt Wasserstoff bei der Entwicklung von Innovationen in Ihrer angestammten Branche, der Wasserwirtschaft, ein?

Die Wasserwirtschaft ist ein sehr energieintensiver Wirtschaftszweig, vor allem die Abwasserbehandlung ist ressourcenintensiv. Unser Ziel bei den Wasserwerken Sonneberg ist es zunehmend klimaneutral zu werden. Dabei kann grüner Wasserstoff eine große Rolle spielen, als Erdgas-Redundanz oder auch als alternativer Treibstoff in der betrieblichen Mobilität. Grauer Wasserstoff wird in geringen Mengen in der Trinkwasseraufbereitung eingesetzt, eine konsequente Substitution durch grünen Wasserstoff kann einen Beitrag zur Reduzierung von Emissionen leisten. Den innovativsten Ansatz zur Anwendung von grünem Wasserstoff sehe ich allerdings in der Abwasserreinigung. Die sogenannte vierte Reinigungsstufe, in der Reststoffe, wie z.B. Medikamenten, durch Ozonierung im Abwasser beseitigt werden ist aufwändig und wird aufgrund der hohen Kosten derzeit kaum durchgeführt. Hier böte die Erzeugung von Wasserstoff im Elektrolyse-Verfahren ein interessantes Geschäftsmodell, bei dem der anfallende Sauerstoff kostengünstig als Ozon aufbereitet in der vierten Reinigungsstufe genutzt und der Wasserstoff verkauft werden könnte. Somit könnte die Qualität des Abwassers nachhaltig und wirtschaftlich zugleich erhöht werden. Zumal die niedrigen Flusspegel in den aufgrund des Klimawandels immer trockener werdenden Sommermonaten eine ökologische Herausforderung für die Abwasserbehandlung darstellen.

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